Dies ist ein höchst außergewöhnliches Buch – wahrscheinlich das außergewöhnlichste Buch, das innerhalb der Anthroposophie seit dem ursprünglichen Werk Rudolf Steiners geschrieben wurde. Dennoch ist es besonders schwierig, eine relativ knappe Rezension darüber zu schreiben, die seinen vielfältigen, bahnbrechenden und zutiefst erfahrungsreichen Schätzen gerecht wird. Abgesehen von der schieren Menge an bedeutsamen spirituellen Inhalten liegt das meiner Meinung nach daran, dass es so dicht geschrieben ist, mit einem fast unablässigen Gehalt an Beschreibungen und Charakterisierungen von meist unbekannten spirituellen Erfahrungen, Übungen, Prozessen und Begegnungen. Um es richtig zu erfassen, sollte man es wirklich meditativ durcharbeiten – und wahrscheinlich eher in kürzeren Abschnitten lesen als alles auf einmal. Dennoch gibt es auch einen bedeutenden, metamorphosierenden Fluss und einen aufbauenden Höhepunkt des Buches als Ganzes.
Ich habe immer verstanden, dass innerhalb der Anthroposophie drei Wege zur spirituellen Entwicklung oder Einweihung angeboten werden: der christliche Weg, der sich auf die Arbeit mit dem Johannesevangelium und dem Gebet konzentriert, der »rosenkreuzerische« Weg, der in Steiners grundlegendem Buch Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? beschrieben ist, und »ein Weg« (der sicherste und modernste), der auf der Arbeit mit dem Inhalt und der Form von Steiners Philosophie der Freiheit basiert. Allerdings ist nie ganz klargeworden, was genau dieser letztere Weg beinhaltet und wie er idealerweise verläuft, wie er sich von der Arbeit mit anderen philosophischen Texten unterscheidet und welche spezifischen Übungen er mit sich bringen könnte. Man erwirbt aus diesem Buch ein Verständnis dafür, wie wir die Wirklichkeit erschaffen, indem wir Wahrnehmung und Begriff miteinander verbinden, wie diese Tätigkeit die Quelle unserer Freiheit ist, die Entwicklung eines sinnlichkeitsfreien Denkens (reines Denken und Wollen), und wie all dies uns helfen kann, ein moralisches Leben des »ethischen Individualismus« zu führen. Aber er schien nie direkt einen spezifischen Weg der spirituellen Entwicklung zu beschreiben.
Für mich zum ersten Mal seit den etwas verstreuten Andeutungen Rudolf Steiners, wie man bei der geistigen Entwicklungsarbeit, die sich auf den Inhalt der Philosophie der Freiheit bezieht, vorgehen muss, ist jemand auf diesem Weg tatsächlich recht weit gegangen und hat (auf Englisch!) eine Art verständlichen, fortlaufenden »Leitfaden« für diejenigen geschrieben, die diesen Weg gehen wollen – der sich vor allem als »Befreiung«, Reinigung und Individualisierung des eigenen Ätherleibes erweist und dabei eine Verbindung herstellt mit der ätherischen Welt im Allgemeinen, der untersten Ebene der geistigen Welt.
Es ist eine einzigartige und bedeutende zeitgenössische Leistung, aus den Vorträgen Rudolf Steiners die verschiedenen Kommentare, Anregungen, Hinweise und Erklärungen zu diesem zeitgemäßesten aller spirituellen Wege zu verbinden, zu interpretieren und dann durch persönliches Experimentieren zu einer täglichen Praxis der spirituellen Selbstentfaltung zu formen. Es ist nicht nur eine Beschreibung der verschiedenen Phasen, Stufen und meditativen Aufgaben dieses Weges aus erster Hand, sondern auch ein Handbuch für angehende Praktiker dieses Weges, die »Erkenntnisse der höheren Welten« für diesen bisher eher obskuren Weg. Ben-Aharon selbst bezeichnet es meist als Bericht über seine geisteswissenschaftlichen Forschungen, aber es ist auch ein Handbuch zum Praktizieren dieses Weges.
Die vielleicht entscheidendste Erkenntnis Ben-Aharons ist, dass dieser »Philosophie«-Weg eigentlich dasselbe ist oder ein Teil jener »neuen Yoga«-Praxis, von der Steiner an einigen Stellen ab dem 30. November 1919 (Die Sendung Michaels, GA 194) und besonders in Grenzen der Naturerkenntnis 1920 (GA 322) zu sprechen begann. – Eigentlich sollten wir wohl sagen, wie es Ben-Aharon an einer Stelle tut, dass die Praxis des »neuen Yoga« eine Art Intensivierung (oder Erweiterung?) der Arbeit ist, die mit der Philosophie der Freiheit gemacht werden kann. Dieser Weg oder diese Praxis, die Ben-Aharon »Michaelisches Yoga« nennt, ist das »neue Yoga« oder »Licht-Yoga« oder das »neue Yoga-Wollen« genannt worden. Vielleicht könnte man es besser »Ätherisches Yoga« oder sogar »Wahrnehmungsyoga« oder »Sinnesyoga« nennen, was nicht den Anschein erwecken würde, dass die Arbeit mit dem Denken auf Kosten der Arbeit mit dem Fühlen, Spüren und Wollen überbetont wird – ein langjähriges Problem innerhalb der anthroposophischen Bewegung. Ich denke jedoch, dass Ben-Aharon als Hauptpionier dieses Weges das Recht haben sollte, ihm den Namen zu geben.
Neben Ben-Aharons umfangreichem Studium der Schriften der Geisteswissenschaft gibt es meiner Meinung nach vor allem zwei Merkmale aus seinem Hintergrund, die ihm geholfen haben, diesen Weg in einzigartiger Weise zu entschlüsseln, zu verfolgen und detailliert zu beschreiben. Beide erwähnt er in seinem Vorwort. Das erste war eine übersinnliche Erfahrung des ätherischen Christus in seinen frühen Zwanzigern (mit verschiedenen Folgeerscheinungen). Das zweite war seine lebenslange Auseinandersetzung mit der modernen und postmodernen Philosophie, die in seiner Dissertation Die Erkenntnis des ›Ich‹ in Husserls Phänomenologie ihren Höhepunkt fand. In jüngerer Zeit hat wohl kein anderer Anthroposoph den zeitgenössischen spirituellen Wert der Schriften der postmodernen Philosophie so breit und tief erforscht, verstanden und interpretiert wie er.
Ich kenne anthroposophische Freunde, die es aufgegeben haben, zumindest einige von Ben-Aharons früheren Büchern (wie Das Ereignis in Wissenschaft, Geschichte, Philosophie und Kunst und Die neue Erfahrung des Übersinnlichen) zu lesen, weil sie mit der Philosophie des 20. Jahrhunderts nicht genügend vertraut waren, insbesondere nicht mit der Terminologie und den Ausdrucksmitteln der zeitgenössischen Postmoderne, dann auch aufgrund der herausfordernden Menge an Endnoten in letzterem. Nichts von alledem sollte bei Michaelisches Yoga ein Problem sein. Wenn überhaupt, dann fand ich, dass die Herausforderung in diesem allgemein verständlichen Buch eher darin besteht, als Leser den Fokus aufrechtzuerhalten, während der Autor oft hohe oder erhabene spirituelle Erfahrungen und ungewohnte übersinnliche meditative Methoden beschreibt, die in den verschiedenen Stadien des Praktizierens des Michaelischen Yoga involviert sind. Obwohl ich sagen würde, dass dieses Buch nicht gerade eines für Anfänger in der Anthroposophie ist, ist wahrscheinlich die beste Vorbereitung für seine Aufnahme und für das Beschreiten des Weges des Michaelischen Yoga ein vorheriges Studium der Philosophie der Freiheit.
Nach einer Art durchdringenderem Überblick in den ersten beiden Kapiteln über unser gewöhnliches gegenständliches Erkennen und unseren Realitätssinn, der auf Ideen in der Philosophie der Freiheit basiert (aber auch auf Einsichten der modernen Philosophie, obwohl er das nicht erwähnt), beginnt Ben-Aharon die Darstellung des Michaelischen Yogaweges mit meditativen Anweisungen, die sehr machbar und erreichbar erscheinen, aber im Laufe des Buches stetig zur Schilderung hoher und anspruchsvollerer spiritueller Erfahrungen fortschreiten. Viele Passagen, besonders in der letzten Hälfte des Buches, sind poetische, inspirierende Beschreibungen spiritueller meditativer Prozesse und Erfahrungen. Einige davon scheinen allein dadurch, dass man Ben-Aharons Sprache gedanklich und imaginativ folgt, die Seele des aktiv beteiligten Lesers zu heben oder gar zu reinigen. Ich fand, dass man fast eine Art »Berührungs-Hoch« bekommen kann, indem man wie durch Osmose die detaillierten Schilderungen der Stufen spiritueller Erfahrungen entlang dieses neuen Yogaweges aufnimmt. Auf jeden Fall erfordert vieles in diesem Buch eine über das übliche Maß hinausgehende Aktivität des Lesers, wie der Autor es ausdrückt »eine verstärkte innere kognitive Aktivität und Beteiligung des Lesers«. (S. 152, im Folgenden nur noch mit Seitenzahl angegeben).
Michaelisches Yoga (und auch sein kürzeres Nachfolgebuch Michaelisches Yoga – Wie ein Buch geboren wird) offenbart zum ersten Mal etwas von dem vollen Umfang von Ben-Aharons spirituellen Errungenschaften bei der Pionierarbeit auf dem Weg des Michaelischen Yoga (auch das, was hinter dem Schreiben seiner früheren Bücher lag), was es für andere einfacher macht, diese herausfordernde Reise der spirituellen Entwicklung ebenfalls zu verfolgen. An mehreren Stellen betont er, dass solche Fortschritte und Errungenschaften mit Demut als Gnadengeschenke der geistigen Welt empfangen werden sollen. Auf mehr als eine Weise deutet er etwas von der übersinnlichen Hilfe an, die er beim Durchschreiten dieses Weges (und vermutlich auch beim Schreiben dieses Buches) erhalten hat.
Er bringt erfahrungsgegründet eine erweiterte, aber auch zeitgenössische menschliche Perspektive in Verbindung mit einigen der am schwierigsten zu ergründenden anthroposophischen Entwicklungen, die von Rudolf Steiner beschrieben wurden (den er auch manchmal zitiert, um diese Verbindungen herzustellen). Nach der Lektüre des Michaelischen Yoga kann man anfangen, viele Dinge, die Steiner gesagt hat, in einem neuen Licht zu interpretieren, und innerhalb des Kontextes von Michaelisches Yoga bietet es auch neue, frische, scheinbar erfahrungsgemäßere Verständnisse für eine Reihe von vertrauten anthroposophischen Begriffen und Konzepten, wie Geist-Selbst (Manas), Imagination, Inspiration, die Ätherisation des Blutes, das auferstandene leibliche Phantom, den Empfindungsleib, der ätherische Christus, das dritte Auge, Adam Kadmon, der Heilige Gral, die zukünftigen vom Kehlkopf ausgehenden Mittel der menschlichen Fortpflanzung, und das Funktionieren verschiedener Chakren – sogar für einige nicht spezifisch-anthroposophische Begriffe, wie die Unbefleckte Empfängnis, die Eucharistie, den Baum des Lebens, das Neue Jerusalem, Kundalini, Entelechie (Aristoteles) und die Idee eines rein ätherischen »World Wide Web«.
Im Rest dieser Rezension werde ich versuchen, ein anfängliches, partielles Bild von einigen Etappen der Praxis des Michaelischen Yoga zu geben, einschließlich einiger Zitate, um ein Gefühl für den »Ton« und die Qualität des Schreibens zu vermitteln, denen man in diesem Buch begegnen kann. Während man fortschreitet, gibt es oft Wiederholungen in wechselnder Sprache sowie periodische Zusammenfassungen, die dem Leser helfen, den Fortschritt auf dieser Reise durch meist ungewohntes spirituelles Territorium zu verfolgen. – Die Schritte und Erfahrungen dieses Weges sind nicht so prägnant beschrieben wie Steiners Beschreibungen in Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? Fast jeder Schritt wird absichtlich mit mehreren Schilderungen und Rückblicken belegt – aber jedes Mal etwas anders dargestellt, so als ob man um eine bestimmte Realität kreist und sich ihr aus leicht unterschiedlichen Perspektiven nähert. – Wie Ben-Aharon selbst schreibt:
»Solche Zusammenfassungen und Wiederholungen sind ein wichtiger Teil der Praxis des Michaelischen Yoga und deren Forschung. Man muss immer wieder zu den ursprünglichen Praktiken jedes Prozesses zurückkehren, um auf eine höhere Ebene zu gelangen.« (142)
Ich sollte auch erwähnen, dass die spezifischen meditativen Übungen oder Prozesse, die beschrieben werden, in erster Linie Beispiele für die Arbeit mit Wahrnehmungen aus einem einzelnen Sinn sind, Beispiele, die durch ähnliche Arbeit im Laufe eines Lebens mit anderen Beispielen aus demselben Sinn oder anderen Sinnen (von denen es insgesamt zwölf gibt, die in Dreiergruppen auf verschiedene Aspekte der menschlichen Konstitution bezogen sind) fast unendlich vervielfältigt und vertieft werden können. – Als neuer, moderner Weg, der ganz auf der Freiheit des Praktizierenden basiert, scheint dieser Weg zur Einweihung nicht so viele feste Stufen oder Praktiken zu haben – oder zumindest gibt es viele Alternativen und Variationen für die meisten Stufen. –
Ben-Aharon beginnt seine Erklärung der ersten Schritte des Michaelischen Yoga mit der Analogie der wissenschaftlichen Elektrolyse von Wasser in zwei Gase, Wasserstoff und Sauerstoff, um den Prozess der Trennung und Ätherisation von Sinneswahrnehmung und Vorstellung klar zu machen. Das Ziel ist es, reine Wahrnehmung und reines Denken getrennt als befreite ätherische Kräfte zu erleben. Er kontrastiert auch die »Präsentation« einer realen Sache mit der »Repräsentation« als der schattenhaften Vorstellung, die wir nach der ursprünglichen Erfahrung bilden. Er fügt hinzu, dass der erste Schritt der Praxis des Michaelischen Yoga darin besteht, das verdichtete, verhärtete Ergebnis des gewöhnlichen Wissens zu zersetzen (»elektrolysieren«): die Vorstellung. Dies befreit die lebendigen, leichten, expansiven Essenzen aller Erfahrungen und des Denkens von ihren Repräsentationen zu ihrem reinen, lebendigen ursprünglichen ätherischen Zustand – denn muss man dann auch lernen, diesen Prozess umzukehren.
Die eigentliche Aktivität des Denkens und ihre Quelle werden nicht vorgestellt (d. h. gedämpft oder abgetötet) wie alle anderen mentalen Vorstellungen, obwohl wir uns dieses Prozesses normalerweise nicht bewusst sind. Indem wir unserem Hunger widerstehen, mithilfe des Denkens jede Sinneserfahrung zu erklären, zu benennen, zu fixieren und zu besitzen, bemühen wir uns im Michaelischen Yoga zunächst darum, eine winzige Trennung oder Lücke in der Zeit zwischen Wahrnehmen und Denken, Wahrnehmung und Begriff zu öffnen. Dann lernen wir, diesen Trennungsprozess zu kontrollieren und zu beobachten oder sogar das ständige unbewusste Zusammensetzen unserer Realität zu stoppen. Dadurch entdecken wir zum ersten Mal, in welchem Ausmaß unser gewöhnliches Erkennen unser ätherisches Sein und Werden von dem realen, lebendigen ätherischen Sein und Werden der Welt trennt. Sowohl die nun befreite Wahrnehmung als auch der Begriff haben ein ätherisches Eigenleben, das in den Vorstellungen, mit denen wir die Wirklichkeit repräsentieren, abgetötet, entkräftet, unterdrückt und verborgen war. Wir erleben das Gehirn als ein Instrument, um die lebendigen Kräfte des eigenen Körpers und des Kosmos zusammenzuziehen, zu verengen, zu verdichten, zu degradieren und zu devitalisieren und in eine bloße Vorstellung zu verwandeln. Außerhalb dieser Aktivität des Kopfes und des Gehirns sind sowohl Denken als auch Wahrnehmen freie, offene und lebendige Ströme innerhalb des größeren kosmischen Ganzen. Wir können eine neue Art des »ätherischen Atmens« entwickeln (von dem Steiner auf S. 123–124 in Grenzen der Naturerkenntnis spricht, obwohl er es dort »geistig-seelisches Atmen« nennt), indem wir abwechselnd einerseits tiefer in den Körper »einatmen« und dann andererseits »ausatmen« oder uns in die ätherische Welt ausdehnen.
Ben-Aharon geht dann in Kapitel 4 auf die »Ätherisation des Sehens« ein. Lassen Sie mich zunächst einen Teil dessen zusammenfassen, was Steiner in Die Sendung Michaels dazu sagt. – Die Sinneswahrnehmung ist kein rein materieller Vorgang. – Jeder unserer Sinneseindrücke – ob von Licht, Wärme, Klang, Sprache oder Berührung – erzeugt eine Art »Nachbild« in unserem Ätherleib. – Dies lässt sich am leichtesten bei visuellen Phänomenen beobachten, wie z. B. das Nachbild der Sonne oder eines hellen Lichts, das man sieht, wenn man die Augen schließt; oder die ätherische Komplementärfarbe, die man vor einem weißen Hintergrund sieht, wenn man eine äußere Farbe intensiv betrachtet. – Dieses flammenartige, ätherische Nachbild verblasst allmählich für unser eigenes Bewusstsein, aber es ist als realer Vorgang in den kosmischen Äther, in die Akasha-Chronik, eingeprägt worden. – Das liegt daran, dass mit jeder Sinneswahrnehmung ein äußeres seelisches Element auf den Flügeln des Ätherischen in uns einströmt. – Jede Sinneswahrnehmung schließt diese ätherische Ebene des Erfassens ebenso ein wie eine physische Ebene; normalerweise geschieht dies unbewusst, es sei denn, wir achten besonders darauf. – Seit dem Mysterium von Golgatha gibt es auch ein äußeres seelisches oder astralisches Element, ein Gedankenelement, das uns bei unseren Sinneswahrnehmungen zusammen mit der physischen und ätherischen Dimension begegnet.
Jeder äußere Sinneseindruck trifft auf ähnliche physische, ätherische und astrale Elemente aus dem Inneren unserer eigenen menschlichen Natur. – Steiner spricht von einem »Kreuzen«, das sich zwischen einem äußeren, passiven Seelenelement des kosmischen Denkens und einem aktiven, inneren Seelenelement des Willens vollzieht. – Normalerweise sind wir uns nicht bewusst, wie die Aktivität unseres Willens in jeder Sinneswahrnehmung diesen »Kreuzungspunkt« mit dem von außen einströmenden, eher »passiven« kosmischen Gedanken/Seelenelement bildet. Ben-Aharon stellt mit einem einzigen erweiterten Beispiel die Praxis der »geistigen Elektrolyse« jedes unserer Sinne vor, die der Michaelische Yogi durchführen kann. Durch die Stärkung unseres Willens und die Hingabe an diese Aufgabe schreiten wir voran, indem wir einen Teil der physischen, ätherischen und astralen Leiber, die für unsere ständigen Vorstellungen verantwortlich sind, reinigen und loslassen, damit diese neuen Aufgaben dienen können. Ben-Aharon fasst zusammen:
»Wir können diese befreiten Körperkräfte individualisieren, sie zu unseren eigenen machen und sie jetzt nutzen, um die Sinneswahrnehmung zu reinigen, zu befreien, zu intensivieren und zu vergeistigen.« (70)
Es ist seit langem Teil des anthroposophischen Verständnisses und der anthroposophischen Methode (sowohl in den Wissenschaften als auch in den Künsten), dass man sich durch das Üben einer phänomenologischen oder qualitativen (im Gegensatz zu einer rein physischen oder quantitativen) Wahrnehmung der spirituellen Realität eines Phänomens nähert. Um den grundlegenden Meditationsprozess des Michaelischen Yoga in diesem Buch darzustellen, gibt Ben-Aharon nur ein Beispiel aus den Praktiken jeder der ersten beiden Gruppen von Sinnen, mit denen gearbeitet wird: das Ätherisieren einer Farbe aus dem Sehsinn, der zu den drei »höheren mittleren Sinnen« (Sehen, Hören, Wärme) gehört, und das Ätherisieren eines Geruchs aus dem Geruchssinn, der zu den drei »unteren mittleren Sinnen« (Geruch, Geschmack, Tasten) gehört. Jedoch wird die effektive Praxis selbst dieser Anfangsbeispiele für die meisten Leser ziemlich anstrengend und herausfordernd sein und sich höchstwahrscheinlich über viele Jahre oder Jahrzehnte erstrecken, um die von Ben-Aharon beschriebenen Ergebnisse zu erzielen. Allerdings werden viele anthroposophische Leser einen gewissen Vorsprung bei einem von ihm beschriebenen Prozess, der Ätherisation des Denkens, haben, wenn sie schon einige Zeit mit der Philosophie der Freiheit und ihrer Darstellung von den Prozessen des menschlichen Erkennens gearbeitet haben.
Als spezifischeres, aber immer noch recht abgekürztes Beispiel für die Praxis des Michaelischen Yogas werde ich, oft unter Verwendung von Ben-Aharons eigener Sprache, nur den ersten, einfachsten Schritt beschreiben, die Ätherisation des Sehsinns durch sechs Arbeitsschritte mit einem Farbeindruck. Er gibt zunächst einen größeren Überblick: »Die erste Stufe der Ätherisation der Wahrnehmung beginnt, wenn wir lernen, die reinen ‚Sinnesqualitäten‘ von den Objekten, an die sie gebunden sind, zu trennen. … Dann reinigen wir sie weiter und dringen über die reine Qualität hinaus in die nächste, höhere Kraft hinein, die durch sie wirkt. Die reinen Qualitäten der Sinneswahrnehmungen werden transparent für die wirklichen formenden Kräfte der Welt, die durch diese in unserem Körper wirken, ihn hauptsächlich bis zur Pubertät gestalten, formen und ernähren. Und dann lassen wir sie als reine formende ätherische Kräfte nach innen strömen, … Je mehr die gereinigten Formkräfte der ätherischen Welt auf die ätherischen Formkräfte des Körpers einwirken, desto mehr findet eine allmähliche Befreiung des ätherischen Leibes vom Kopf abwärts statt.« (71; meine Kursivschrift) Er benutzt dann »die Zersetzung und Dekonstruktion« unserer »kognitiven Komposition« des Sehens von Farben, »um den Prozess der Sinnesreinigung, Ätherisation und Einatmung zu demonstrieren.«
Wir beginnen damit, dass wir uns auf eine einzelne Farbe (in seinem Beispiel Rot) konzentrieren und das Objekt, mit dem sie verbunden ist, außer Acht lassen. Obwohl wir vielleicht die reine Sinnesqualität von Rot herauslösen können, fällt es uns schwer, diese Objekt-freie Farbwahrnehmung sehr lange zu halten und auszudehnen. Ben-Aharon fand heraus, dass er, um die reine Qualität von Rot in seinem Bewusstsein »am Leben zu erhalten und wachsen zu lassen«, ihr etwas von seiner eigenen Lebenskraft »verleihen« musste. – Dadurch entsteht die zusätzliche Aufgabe, sicherzustellen, dass wir das Rot an sich betrachten und nicht einige unserer eigenen persönlichen Reaktionen darauf.
Dies führt zum ersten von vielen Paradoxen in der Praxis des Michaelischen Yoga: »wir müssen besonders darauf achten, dass die Energie, die wir dem roten Eindruck schenken, ausschließlich aus dem Rot stammt. …« (76, meine Kursivschrift) Schon bei diesem frühen Schritt werden wir mit der illusorischen Natur der strikten Trennung zwischen Selbst und Welt, Subjekt und Objekt, konfrontiert, die unser gewöhnliches zeitgenössisches Bewusstsein charakterisiert. Aber wenn wir ausharren, kommen wir dazu, das Rot an sich als »ein frei gegebenes Geschenk« an uns zu erleben, sogar als »ein gesegnetes Geschenk«. Wir haben dann das Gefühl, dem Wesen der Farbe Rot etwas zurückgeben zu wollen, aus Dankbarkeit für das, was wir während unseres ganzen Lebens von ihm erhalten haben. »So entsteht die erste kognitiv-moralische Bindung, eine wesentliche subjektiv-objektive, wechselseitige Bestimmung und ein Austausch von Kräften zwischen dem Rot und uns.
« Es entsteht ein Gefühl des Vertrauens und der Zusammenarbeit »mit den Kräften der realen geistigen Welt, die durch Rot arbeiten.« »Diese ›gegenseitige Gabe‹ macht die gereinigte rote Qualität intensiver, lebendiger und gesättigter. … Dieses gegen- und wechselseitige Spiel wird immer lebendiger und intensiver, bis ein gegenseitiger Austausch von Intensitäten zustande kommt, der selbstverstärkend und selbsttragend ist.« (77)
Dies führt schließlich zu einem Moment, in dem wir uns selbst vergessen und »erfahren, dass unsere bewusste Aufmerksamkeit ohne unsere selbstbewusste Reflexion erhalten und getragen wird. … dass die enorm verstärkten Kräfte von Rot unser Selbstbewusstsein übernehmen und unterstützen, wenn wir es nicht selbst tragen können.« (78) Schon Goethe hat in seiner Studie über die moralischen Wirkungen der Farben diesen Schritt vorweggenommen.
In der nächsten Stufe, die »Sich ›Verröten‹« genannt wird, erwachen wir zu »einem ganz neuen Rot-Selbst-Bewusstsein«, in dem wir uns des Unterschieds zwischen dem »Bewusstsein, Rot zu werden« und »Haben einer Vorstellung von Rot« bewusst werden. (80) Ben-Aharon schlägt für diese Erfahrung die Analogie des Verliebtseins vor, bei der wir uns kurzzeitig außerhalb unseres »verkörperten, gehirngebundenen, vorgestellten Selbstes« an »einem völlig anderen Ort und in einer anderen Zeit« fühlen. »Es ist unsere reinste Liebe und Hingabe zu dessen Gabe, die es uns erlaubt, Rot ein individualisiertes, freies Geschenk unserer eigenen Kräfte anzubieten« (81) und das Wesen von Rot antwortet in gleicher Weise.
»Das Rot-Werden ist auf diese Weise zu einem gegenseitigen Austausch von Intensitäten zwischen ›mir‹ und ›rot‹ geworden. … Wir beide treten in einen wechselseitigen Kreislauf der gegenseitigen Verstärkung und Metamorphose ein; wir beide werden durch diese gegenseitige Intensivierung verändert.« (82)
Dies ermöglicht den nächsten Schritt auf dem Weg, der »Qualität wird zur Intensität« genannt wird, »in dem das Selbstbewusstsein, nachdem es in den ersten Erfahrungen des gereinigten Rot verloren gegangen ist, von der anderen Seite zurückkehrt, sozusagen umgestülpt, getragen und gestärkt durch das transformierte Wesen des Rot selbst. Ich werde Rot-Selbst-Bewusstsein, das heißt, ich erlebe bewusst die Welt durch die Tatsache, dass ich jetzt das Sein und Werden von Rot im Universum teile.« (82) »Die Brücke [zu Rot] ist vollendet, wenn es nur ‚Rot‘ gibt, gereinigt, verstärkt von beiden Seiten der Kluft, die das menschliche Werden vom Welt-Werden trennt.« (83) Ben-Aharon fügt hinzu, dass, wenn wir auf diese Weise auch mit anderen Farben arbeiten, es eine »Regenbogenbrücke« wird.
Doch von dem Moment an, wo wir ganz rot werden, betont er, »dass wir nicht nur die Fähigkeit verloren haben, die äußere Farbe vorzustellen, sondern dass wir auch ihre qualitative Seelenerfahrung verloren haben.« So wie unsere gewöhnliche Wahrnehmung von Rot in seine reine Seelenqualität verschwand, so wird die qualitative Erfahrung von Rot »zur farblosen ›Farbe‹ und diese farblose Farbe wird reine Intensität, die durch uns fühlt, will und denkt.« (85) »Die ›Farbe‹ von Rot wird zur farblosen Farbe reiner Weltenkraft, -intensität und -werdens.« (86)
Dieses Erlebnis führt in die nächste, vierte Stufe, die »Intensität wird zur Offenbarung der ätherischen Welt.« – Dies ist der Punkt, an dem die Arbeit mit der Farbe deutlich über Goethes qualitativ-phänomenologischer Seelenerfahrung der Farbe hinausgehen muss zu Rudolf Steiners rein übersinnlichem Wesen der Farbe. Statt die Farbqualität im Inneren unserer Seele zu erleben, »geht unsere Seele hinaus und verbindet sich mit dem objektiven geistigen Wesen der Farbe.« (87) Wir erleben nun, wie sich die Farbe durch uns erlebt. Die farblose Intensität wird transparent für die Kräfte der geistigen Welt, die durch sie wirken:
»Durch reine Intensität werden wir uns einer Weltenkraft bewusst, die draußen in der ätherischen Welt und hinein in unseren Körper arbeitet, webt und erschafft. Es ist die wirkliche ätherische Welt, die durch die intensiven Kräfte dessen, was wir früher als ‚Rot‘ vorstellten und erlebten, webt, wirkt und arbeitet. … so öffnet nun reine Intensität ein Tor, durch das reale prägende Weltenkräfte in unser ganzes Wesen fließen.« (87) »Diese Welt wird als intensiv lebendig und vital erlebt, durchzogen von Strömungen und Strömen aus allen Richtungen des kosmischen Umkreises.« (88)
Bevor er zur fünften Stufe, dem »Wesenstausch zwischen Mensch und Welt«, übergeht, macht Ben-Aharon einen kleinen Umweg, um Perspektiven über das hinzuzufügen, was jetzt über die Beziehung zwischen der kosmischen Ätherwelt und unserem eigenen Ätherleib und seinen Kräften, besonders im Gehirn, wahrgenommen wird. »Im täglichen Erkennen und Verhalten ist unser Kopf unser Zentrum, das von innen nach außen strahlt, aber in der ätherischen Erfahrung von außen werden der physische Kopf und das Gehirn als ‚Todesmaschine‘ erfahren, in die eine Vielzahl von ätherischen Weltenkräften aus ausgedehnten kosmischen Räumen strömen, um vernichtet und in Kräfte des gewöhnlichen menschlichen Bewusstseins umgewandelt zu werden.« (89) »Die reale, lebendige Welt aus Licht, Farbe und anderen Empfindungen ist viel zu intensiv und würde uns völlig überwältigen und einschläfern.« (91) Die vollen ätherischen Lichtkräfte werden beim Auftreffen auf die Netzhaut des Auges entkräftet, in einen elektrischen Strom umgewandelt, der über den Sehnerv zum Gehirn fließt, wo von der ursprünglichen intensiven Weltkraft nur eine bloße Vorstellung in unserem Bewusstsein übrigbleibt, nur ein schattenhafter Leichnam von, in diesem Fall, Rot. Wenn wir aber in der Lage sind, Farbeindrücke zu intensivieren und zu vergeistigen, kann sich der Ätherleib (zumindest der obere Teil) vom physischen Gehirn lösen und eine »ätherische Erkenntnis« entwickeln, die als eine Art ätherische Spiegelfläche dienen kann, um unserem erwachten ätherischen Erkennen reale, voll lebendige ätherische Erfahrungen zu reflektieren; dies, so sagt uns Ben-Aharon, ist die Grundlage der Imagination.
In der Lage von außerhalb des Körpers beobachten zu können, sehen wir, wie ätherische Kräfte, die aus der Wahrnehmung von Licht und Farben herausgezogen werden, auf das ätherisierte Blut treffen, das aus dem Körper (vor allem aus dem Herzen) ins Gehirn fließt, und dabei ätherische, seelische und geistige Kräfte freisetzen, die eine noch höhere potenzielle Kraft in dem schon etwas ätherisierten Blut anregen. Das ist die Kraft, die unser Selbstbewusstsein schafft, befeuert durch die Wärme des Blutes, durch die das menschliche Ich im Körper lebt.
»Es gehört in der Tat zu den wunderbarsten Erfahrungen, die man im Laufe der Praxis des Michaelischen Yoga macht: an diesem bemerkenswerten Verwandlungsprozess des Wärmeelements, dem Träger der Ich-Kräfte, teilzunehmen, mit dem sich die einströmenden Weltenkräfte vereinen, wenn sie durch unsere ätherisierten Sinne, Nerven und unser Gehirn (und auch durch die ganze Haut) fließen.« (95)
Eine Art schwer zu beschreibender gegen- und wechselseitiger Austausch des Selbstbewusstseins kann nun zwischen unserer neuen, zunächst im Kopf zentrierten ätherischen Erkenntnis und der kosmischen ätherischen Welt stattfinden. Dies markiert einen gewissen ersten Höhepunkt in der gesamten Praxis des Michaelischen Yoga:
»Die Ätherisation der Sinneswahrnehmung verbindet sich mit der Ätherisation des Blutes und seiner vergeistigten feurigen Ich-Kräfte und der gegenseitige geistige Wesenstausch, der mit dem Austausch zwischen dem menschlichen Ätherleib und den ätherischen Kräften der Farbe Rot begann, wird nun intensiviert, verstärkt und auf die Ich-Ebene gehoben. Er wird auf diese Weise zu einer wahren spirituellen, d. h. einer vollständig übersinnlichen Erfahrung, die ein neues, menschlich-weltlich verbundenes Selbstbewusstsein erhellt und verwirklicht, mit dessen Hilfe fortgeschrittenere Stadien der geisteswissenschaftlichen Forschung durchgeführt werden können.« (97)
Ben-Aharon fügt hinzu:
»Dies ist zugleich auch eine vollständig individualisierte ›Pfingstliche Erleuchtung‹, das bewusste Aufflammen individuellen spirituellen Bewusstseins, welches bewirkt wird durch die Vereinigung der inneren Christuskräfte, die wir in uns aufnehmen, mit dem ‚heiligen Geist‘, der aus den geistigen Welten in unsere ätherisierten Sinne und Denken fließt. Wenn sich die zwei spirituellen Ströme vereinigen, erleben wir die Erleuchtung unseres Geist-Selbst als Welten-Selbst, und die spirituelle Welt erfährt ihr eigenes Christus-Selbst, das ihr von unten, von der Erde und der Menschheit, zurück scheint.« (97)
Es gibt aber noch eine letzte Stufe in der Arbeit mit dieser Ätherisation des Sehens, wo wir auf »eine unüberwindbare Leibesschwelle« stoßen. Wenn wir versuchen, unsere neue Fähigkeit der freien ätherischen Erkenntnis zu nutzen, um in den Körper unterhalb des Kopfes einzudringen, stellen wir fest, dass wir zunehmend behindert und blockiert werden, je tiefer wir hinabsteigen (das beginnt bereits in der Mundregion und nimmt zu, je weiter wir im Körper hinabsteigen). »Wir entdecken, dass der Körper als Ganzes genommen undurchsichtig und dann sogar ›feindlich‹ für unsere ätherisierte Erkenntnis und die Farb- und Lichtkräfte wird, die aus der ätherischen Welt in den Kopf strömen. In der Tat fängt der Körper an, diese zurückzuweisen und zurückzustoßen.« (98) Interessanterweise werden verschiedene ätherisierte Farben von verschiedenen unteren Körperbereichen abgewehrt – zum Beispiel Rot vom Magen und Grün von der Lunge.
Wir entdecken schließlich, dass dieser Widerstand eine psychosomatische astral-ätherische Reaktion ist, die als dichte, verhärtete unbewusste instinktive Kräfte erlebt wird, die das bilden und besitzen, was Ben-Aharon den »metabolisch-emotiv-kognitiven Mechanismus« (MEKM), einen Teil der menschlichen Konstitution, nennt. Diese verhärtete Barriere dient dazu, uns im Leben »zu schützen und uns nicht von den mächtigen Kräften und Strömen überwältigen zu lassen, die unseren Körper mit den physischen, ätherischen und astralen Kräften der Erde und des Kosmos verbinden.« (99) Tatsächlich ist dieser Widerstand, dieses »Gefühl der inneren Festigkeit die Grundlage für unser modernes [Selbst-]Bewusstsein, ohne das wir ätherische, fließende Wesen ohne erkennendes oder moralisches Rückgrat bleiben würden.« (99) Man könnte sagen, dass das ultimative Ziel des Michaelischen Yoga nur erreicht werden kann,
»wenn es uns gelingt, die ätherischen Kräfte der Welt, die durch jede Sinneswahrnehmung strömen, bewusst mit den körpereigenen reinen ätherischen Kräften zu vereinen, deren Existenz und Funktion durch die dominanten astralen Kräfte der Individuation ständig gehindert, individualisiert und unterdrückt werden.« (99)
Unterhalb dieser Barriere, auch »Zwerchfellschwelle« genannt, liegen tief in unserem Unbewussten hoch geschützte reine, jungfräuliche, kindliche Lebenskräfte erhabenen spirituellen Ursprungs (»das schlafende Dornröschen«), die der Prozess des Michaelischen Yoga mit seinen bereits befreiten ätherischen Erkenntniskräften zu vereinen hofft. Dies verursacht eine Krise in der Arbeit der Reinigung der Sinneswahrnehmungen, die nur überwunden werden kann, wenn wir uns zusätzlich »mit dem Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn und einer ganzen Reihe verwandter Empfindungen, mit Wünschen, Trieben und Instinkten auseinandersetzen, die im Kern des gesamten MEKM-Komplexes gebündelt sind.« (100) Der größte Teil des restlichen Buches beschäftigt sich mit der Suche nach den notwendigen starken Kräften und einer schiffbaren Passage, um diese dichtere Leib-Seele-Schwelle überschreiten zu können.
Zuerst müssen wir zusätzliche ätherische Kräfte aus der Arbeit mit der Ätherisation des Denkens erzeugen und sammeln. Indem wir bei dieser Aufgabe der Philosophie der Freiheit folgen, zerlegen und reinigen wir die Komponenten der Vorstellung (Wahrnehmung und Begriff), wodurch die lebendige spirituelle Essenz des Denkens (die auch in unseren Schädeln degradiert und getötet wird) freigesetzt wird. Um das Denken von den Sinnen und dem Gehirn zu befreien, müssen wir aufhören, ständig neue Repräsentationen aus dem sensorischen Input zu produzieren und auch die Wiederkehr von verwandten Erinnerungsbildern stoppen. Ben-Aharon nennt diese beiden Seiten »die Seelenhände der zweiblättrigen Lotusblume oder des Chakras«, die ein totes, leeres Bewusstsein schaffen, aus dem das rein ätherische Denken als vitale, lebendige, ja kosmische Kraft wieder auferstehen könnte. Mit dem »freigesetzten Lebensstrom des Denkens« können wir uns dann gleichzeitig höher zur kosmischen ätherischen Sonne und »tiefer in die neue ›Sonne in der Erde‹« (120) hinein ausdehnen.
»Wir entdecken, dass sich dieses reine, lebensspendende Denken »mit derselben ursprünglichen geistigen Kraft und den Wesen vereint, die die physische Erde und all ihre physisch inkarnierten Wesen sowie alle Sonnen- und Galaxienkörper im Sternenhimmel erschaffen.« (126)
Wir haben dann die Kräfte, die wir brauchen, um die Ätherisation der Sinne von Geruch, Geschmack und Berührung in Angriff zu nehmen, die sich über die niedrigeren Sinne von Gleichgewicht, Bewegung und Leben drängen und ablagern, eine Verdichtung, aus der sich ein Großteil unseres Selbstbewusstseins im gewöhnlichen Leben ableitet. Als Beispiel führt Ben-Aharon dann einen verwandten, aber viel komplexeren, siebenstufigen Prozess der vollständigen Ätherisation des Duftes einer Rose (Geruchssinn) an und wird dann fähig, die stärkeren Lebenskräfte seines befreiten ätherischen Wesens zu nutzen, um den MEKM-Widerstand allmählich zu durchdringen und aufzulösen, zunächst durch seine verbundenen Zentren im mittleren und hinteren Teil des Gehirns. Er hält den Moment fest, in dem es diesem Projekt der Ätherisation des Rosenduftes in Verbindung mit den Kräften, die durch die vorangegangene Farb-Ätherisation und Denk-Ätherisation freigesetzt wurden, schließlich nach viel Mühe und Zeit gelingt, das ätherische Gehirn vollständig vom physischen Gehirn zu befreien, wobei:
»wir das Gefühl haben, dass unser ätherischer Schädel aufbricht, die ätherischen Entsprechungen der Hemisphären voneinander getrennt werden, sich umdrehen und sich ätherisch abflachen, ausbreiten und ausdehnen wie die Blütenblätter einer Blume oder wie zwei Flügel eines ätherischen Fluges. Eine Umstülpung von innen nach außen und außen nach innen, d. h. eine vollständige Umkehrung des ätherischen Gehirns und des ätherischen Kopfes findet statt, je tiefer und länger der ätherische ‚Tunnelbau‘ voranschreitet.« (153)
Mit dem zweiblättrigen Chakra als Zentrum des »dritten Auges« wird dieses ätherische Gehirn nun zum hauptsächlichen »kognitiven, atmenden, rhythmischen« Organ der ätherischen Erkenntnis, sowohl innerhalb des menschlichen Ätherleibes als auch für die kosmische ätherische Welt. Aber dieses bewusste ätherische »Sehen« durch das Chakra und das Gehirn ist ganz anders als das Sehen mit physischen Augen:
»Das ›dritte Auge‹ hat einen gleichzeitigen ätherischen Rundblick, und es kann den gesamten ätherischen Gehirnprozess sowie seine Verbindungen zur umgebenden ätherischen Umwelt und zum Kosmos aus allen Richtungen gleichzeitig betrachten.« (154)
Auf dem Weg hat dieser Erkenntnisprozess die freie, bewusste Selbstaufgabe mit sich gebracht. Sie ist eine
»unendliche Erhebung und Vergeistigung der Freiheit durch die wahrhaftigste Hingabe und Liebe zum anderen Wesen, zu dem man eingeladen ist. Diese Erfahrung der Metamorphose, durch das wahre Sein des anderen aufgenommen zu werden, aus Liebe, die durch die höchste Freiheit ausgelöst wird, wird die schönste Erfahrung einer Menschheit sein, die auf die richtige Weise voranschreitet. Deshalb muss in Zukunft immer mehr verstanden werden: dass jedes wahre Wissen verlangt, eins zu werden mit seinem Lernstoff, der keine Materie ist, sondern wirkliches geistiges Wesen« (139)
Ben-Aharon fasst die ganze Tragweite dieser Errungenschaft, »das erste unabhängig gebildete, übersinnliche, ätherische Organ, das von der Geisteswissenschaft als eine individuelle Errungenschaft der modernen geisteswissenschaftlichen Forschung betätigt wird«, poetisch als eine Art Blüteprozess des Gehirns zusammen:
»Es wird zu einem sich entfaltenden Kelch, der inneres Licht ausstrahlt, sich öffnet, erwacht und zusammen mit dem Licht des Kosmos wächst, wie eine Blume ihre eingeschlossenen Blütenblätter zum Licht der Sonne hin entfaltet. Seine wunderbar funkelnden und glänzenden Strahlen reichen bis hinauf in die entlegensten kosmischen Räume darüber, verschmelzen mit spirituellen Strahlungen, die von Sonne, Mond, Planeten und Sternen ausgehen, und kommunizieren weit und breit mit den ätherischen Gestaltungskräften aller natürlichen und irdischen Wesen. Es ist ein prächtig dynamisches, immer waches und aktives Lichtorgan, wie eine blühende, geschmückte Krone, mit dem dritten Auge als Bewegungsrad, durch das die vereinten Lebenskräfte der Menschheit die zirkulierenden Ebben, Flüsse und Ströme der ätherischen Wahrnehmung und Erkenntnis regulieren, harmonisieren und lenken. Diese Blume, die durch die Praxis des Michaelischen Yoga geformt und zur Reife gebracht wird, wird zum Hauptorgan der ätherischen welten-menschlicher, menschen-weltlicher Erkenntnis und des Bewusstseins.« (155)
Dies entwickelt sich später weiter durch »Fortsätze« zu Zentren, die im Kehlkopf und im Herzen (Chakren) eingerichtet werden und neue Fähigkeiten mit sich bringen, und dann wird jeder Bereich des gesamten Ätherleibes auf vielfältige Weise geistig »umgerüstet«, um ein erweiterter, aber individuierter Welten-Menschen-Ätherleib oder -Wesen zu werden. Durch den
»ätherischen Wesenstausch« innerhalb des nun vereinigten Menschen-Welten ›Ichs‹ »wird die Welt selbstbewusst durch den Menschen und der Mensch wird weltbewusst durch die Welt.« (158)
Noch weiter auf diesem Weg fortschreitend, ist Ben-Aharon in der Lage, im letzten Drittel des Buches schwer voll zu imaginierende, aber manchmal erhabene und sogar aufregende geisteswissenschaftliche Erfahrungen zu beschreiben. Jede neue Entwicklung bei der Befreiung und dem Aufbau eines neuen Ätherleibes ermöglicht neue Ebenen von spirituellen Erfahrungen und Offenbarungen. Wenn sich zum Beispiel der menschliche Herzschlag und die Atmung mit dem kosmischen ätherischen Herzschlag und dessen Atmung harmonisieren, spüren wir, dass wir uns »der spirituellen Herzquelle des universellen Lebens« (dem ätherischen Christus) nähern. (160)
Ausgerüstet mit den zusätzlichen, stärkeren, verdichteten ätherischen Sinnes- und Denkkräften (letztere beinhalten die Überwindung der ahrimanischen Todeskräfte im Kopf), zusätzlichen »Herzkräften« aus der größeren ätherischen Welt und einer neuen Intensivierung der ätherischen kognitiven Atmung vom Kopf zum Herzen, ist der Praktizierende schließlich in der Lage, die härtesten MEKM-Hindernisse zu überwinden (»der Drachenwächter der unteren Welt«), die Zwerchfellschwelle zu überschreiten und durch die Arbeit mit den ätherischen Kräften der Stoffwechsel- und Fortpflanzungsorgane ein drittes Funktionszentrum des »kognitiven Atmens«, des »gegenseitigen Wesenstausches zwischen dem Ätherleib als Ganzem und der ätherischen Welt als Ganzem«, innerhalb des gesamten, dreigliedrigen Ätherleibes zu konsolidieren. In der Zwischenzeit haben die aktivierten astralen Chakren auch langsam ein neues »ätherisches Nervensystem« als »Gerüst« für zusätzliche ätherische Erkenntnisfunktionen aufgebaut und helfen, ein stärkeres Kehlkopfzentrum zu aktivieren, über das Ben-Aharon schreibt:
»Es formt unsere Fortpflanzungs-, Herz- und Kopfausstrahlungen mit dem, was man ‚das kreative Menschen-Welten-Wort‘ nennen kann, durch das unsere Interaktion mit der ätherischen Welt in ätherische Vokale, Konsonanten, Silben, Syntax und Vokabeln geschrieben und artikuliert wird.« (172)
Es entsteht eine neue wesentliche Offenheit und Verbindung zwischen dem Ätherleib und der kosmischen Ätherwelt. In diesem neuen ätherischen »Körper-Welt-Kontinuum« sind der Ätherleib und seine Kräfte »Teile unendlich großer, planetarischer und kosmischer Zusammenstellungen und Netzwerke von Funktionen und Verbindungen, die außerhalb des inneren physischen Raums des Körpers wirken.« (175) Einer der faszinierendsten und herausforderndsten Aspekte des letzten Teils dieses Buches sind Ben-Aharons oft fesselnde Beschreibungen, sprachlich repräsentiert, spiritueller Erfahrungen, die in unbekannten Welten stattfinden, in denen die Ordnung und Organisation der Sinneswelt umgekehrt ist, und in denen wir auf Realitäten und Wesen treffen, die wir nur erfahren können, wenn wir in der Lage sind, zu ihnen zu werden. Auf einer bestimmten Ebene funktioniert die geistig-ätherische Welt als ein lebendiges Wesen, an dem wir teilhaben und das umgekehrt an uns teilhat – mit dem wir organisch verwoben sind. Normalerweise illusorische Polaritäten des Erlebens in der physisch-sinnlichen Welt – Innen-Außen, Subjekt-Objekt, Ich-Welt – lösen sich auf oder verwandeln sich, sodass beide Aspekte gleichzeitig und wechselseitig funktionieren und erlebt werden. –
Ben-Aharon beschreibt dies:
»In dieser neuen Topografie ist der innere Raum des Körpers nur der eingefaltete äußere Raum der Welt und umgekehrt ist die äußere Welt ein umgestülpter und unendlich vervielfältigter Leib.« (174)
»Was wir entdecken, ist, dass alle inneren Organe und Prozesse weder ‚innerhalb‘ noch ‚außerhalb‘ von uns sind, sondern dass wir uns außerhalb von uns selbst befinden: … Aber dann sind Bäume und Tiere, Berge und Meere, Wolken, Regen und Blitz, Sonne und Mond, im ätherischen Weltenleib-Kontinuum, unsere inneren Kräfte und Organe, während die ätherischen und astralen Gegenstücke von Leber, Nieren, Lunge, Herz, kosmische Körper und Wesen sind. Die inneren Organe und organischen Prozesse sind als ätherisch-astrale natürliche, biologische, meteorologische, atmosphärische, planetarische und kosmische Ströme und Funktionen verteilt und nehmen an unendlichen Strömungen universellen Werdens teil.« (175) »Wir erkennen, dass das, was unsere Sinne wahrnehmen und was unser Denken als eine äußere Welt darstellt, die sich von unserer inneren Welt unterscheidet, nicht einfach ein willkürlicher Fehler oder eine Illusion ist, sondern eine zutiefst sinnvolle und genaue Umkehrung und Einstülpung des wahren Zustands aller ätherischen, astralen und spirituellen Verhältnisse.« (176)
Diese Erfahrung eines gemeinsamen ätherischen Planetenleibes, der von kosmischen Ausstrahlungen aus dem Umkreis des Kosmos durchdrungen ist, ist nicht die einzige neue Erfahrung, die das Eindringen in die unteren Körpertiefen und die Schaffung eines neuen Ätherleibes ermöglicht. In der Ätherisation des Unterleibs findet eine Art Umkehrung der Pubertät statt, die den »heiligen Schatz« der reinsten, paradiesischen Äthervorhöfe freisetzt, der dort während der Kindheit verborgen war und aus der »vorluziferischen Kindheit der Menschheit« bewahrt wurde. Ebenso wird die Trennung der Geschlechter ätherisch aufgehoben, ohne die der Mensch »auch nie Selbstbewusstsein, Freiheit und wahre Liebe auf der Grundlage von Freiheit entwickelt« hätte. (183) In diesen Tiefen finden sich auch »die ursprünglichen, paradiesischen Kräfte Christi, die mit seinen ewigen Kräften der Auferstehung zusammenwirken.« Vergeistigt beginnt das Fleisch wieder Wort zu werden, und in einer Art »unbeflecktem Empfängnis-Ereignis« wird ein neues menschlich-weltliches Ätherwesen gezeugt, ein neues ätherisch-»kosmisches Kind« kann sich mit den »Samenkräften eines neuen Universums« entwickeln. –
Ich möchte nicht die Erfahrungen inspirierender Freude verderben, die der Leser durch die Entdeckung einiger der spirituellen Ereignisse machen kann, die im letzten Drittel des Buches beschrieben werden, aber ich möchte zumindest die Natur einiger der Schätze andeuten, die zu finden sind. Wie zu erwarten, kämpft Ben-Aharon manchmal damit, ungewohnte spirituelle Erfahrungen in einer Sprache zu beschreiben, die für Phänomene der physischen Welt geprägt ist.
Nachdem der Praktizierende einen neuen Ätherleib befreit und geformt hat, muss er weiter eine wirklich unabhängige spirituelle Individualität empfangen und erschaffen, die in der ätherischen Welt voll funktionieren kann, das Geist-Selbst. – Dies beinhaltet die Beherrschung der Kräfte sowohl der Geburt oder Inkarnation als auch des Todes oder der Exkarnation. Ben-Aharon sagt uns, dass diese Arbeit neben anderen Quellen, einschließlich der astralen Kräfte, durch »die ständig wachsenden Kräfte [Rudolf Steiners] ewig erhaltenen Ätherleibes« (198) unterstützt wird, die seit dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts zugänglich sind und individualisiert werden können. Wir müssen als Teil dieses Prozesses »eine Hütte erbauen« als ätherische Behausung, ein Ritual von Tod und Wiedergeburt durchlaufen, um in die Kommunion mit der geistigen kosmischen Gemeinschaft einzutreten, und unseren neugeborenen Ätherleib dazu führen, vom kosmischen Feuer verzehrt zu werden, während wir individuell den ätherischen zweiten Tod Christi, das »Zweite Mysterium von Golgatha«, nachvollziehen.
Als unsere »Babyschritte« in dieser neuen Phase der Michaelischen Yoga-Reise müssen wir lernen, uns selbst zu ernähren und die Fähigkeiten zu entwickeln, die wir brauchen; Ben-Aharon stellt dies als das kosmisch-ätherische Äquivalent der menschlichen frühkindlichen Stadien des Lernens von Gehen, Sprechen und Denken dar – die aber ätherisch in umgekehrter Reihenfolge ablaufen. Um dies zu erreichen, betreten wir den ätherischen »Kindergarten« (»die geistige Region, die der physischen Erde am nächsten ist«), der gefüllt ist mit »den mächtigen, ewigen Bäumen mit prächtigen Blumen und Früchten des ewigen Lebens und üppigen Wiesen, die mit unbeschreiblich strahlender Schönheit und Anmut blühen. … Wir erkennen, dass wir in den Garten der geistig-irdischen Errungenschaften eintreten, die die kosmischen Gärtner, die Engel, mit unendlicher Hingabe, Freude, Liebe und Sachkenntnis pflegen und kultivieren.« (116) Das sind die prachtvollen geistigen Blüten aller wahren sittlichen Ideale und Taten, Kunstwerke, Kompositionen und Ideen, auch unverwirklichte »jugendliche Ideale der Lebenden und Toten aller Zeiten und Zeitalter.« (221)
Die nächste Phase des Erlernens der kosmischen Sprache wird besonders durch die Arbeit mit den ätherischen Wirkungen großer, wahrhaftiger Kunstwerke auf der Erde unterstützt. Ben-Aharon gibt das Beispiel der komplementären Natur von Leonardos Abendmahl und Raffaels Sixtinischer Madonna. »Sie werden als kreative und prägende, Welt erschaffende und gestaltende Kräfte erlebt, die uns unsere ‚ätherische Muttersprache‘ lehren.« (227) Die folgende Entwicklung besteht darin, auf geistige Früchte zurückzugreifen, die durch moralische Taten auf der Erde geschaffen wurden, um eine »moralische Schwerkraft« und einen ätherischen Boden zu erzeugen, der den einseitigen Kräften der Leichte in der ätherischen Welt entgegenwirkt. Ben-Aharon bemerkt:
»… die wertvollsten moralischen Errungenschaften der Menschheit zu kultivieren und zu vergeistigen, … ist eine der Hauptaufgaben aller Wesen, Menschen und Engel, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts aktiv an der Arbeit in der übersinnlichen Michael-Schule teilnehmen. …«
In seinem letzten Kapitel schildert Ben-Aharon, wie die reifere ätherische Individualität die »neue Sonne« der von Christus durchdrungenen, ätherisierten Erde mit erschafft. Obwohl der Schritt des »gegenseitigen Wesenstausches mit der kosmischen Quelle« (Christus) »die intimste Seelenerfahrung in der ätherischen Welt« (245) ist, versucht er, sie in der gewöhnlichen Sprache zu beschreiben, weil, wie er uns sagt, die Teilhabe daran der Wunsch des Christuswesens ist. In der Entwicklung dieser »Kommunikation« ist das andere Wesen in uns und wir sind in dem anderen. »Kommunikation ist hier Kommunion« oder »gegenseitiger Wesenstausch«. (249) Dieser Prozess beinhaltet (zumindest für Ben-Aharon) die Arbeit mit dem Mantra, das mit »Strahlender als die Sonne« beginnt, das Christus zunächst »erhöht« und dann »umkehrt«, um genauer auszudrücken, wie »Er, der Höchste, sich beugt, um die Füße unseres niedersten Selbst zu umarmen und zu reinigen …« (253)
Ich habe keinen Zweifel daran, dass Ben-Aharons Beschreibungen dieses Weges seinen Erfahrungen entsprechen. Abschließend möchte ich darüber nachdenken, ob sie für einige Fragen offen sein könnten. Da er in erster Linie die Erfahrungen und Vorgänge eines Ätherleib-Pfades beschreibt: Deckt er damit den kompletten neuen Yoga-Weg zum Geistselbst ab, der vermutlich auch die Einbeziehung des Astralleibes und des Egos beinhaltet? In jedem Fall bedarf die Rolle von Astralleib und Ego einer weiteren Klärung, zumal die Entwicklung des Geistselbst in der anthroposophischen Literatur als Verwandlung des Astral-Leibes dargestellt wird. Außerdem hat Ben-Aharon in diesem Zusammenhang deutlich gemacht, dass er nur imaginative Erfahrungen vermittelt, auch wenn, wie er sagt, einige inspirierte und intuitive Aspekte zum imaginativen Vermögen gehören.
Zweitens gibt er zu verstehen, dass diese Prozesse immer in individualisierter Form ablaufen, stellt aber anscheinend seine eigenen Erfahrungen als das objektive Muster dar, das für alle Befolger dieses Pfades gilt. Würde jeder von uns diese Vorgänge etwas anders erleben? Es scheint mir, dass mehr Forschung durch andere notwendig ist, um diese Schritte und ihre Variationen zu bestätigen. Wenn wir uns jedoch fragen, wie »objektiv« seine Beschreibungen dieses Pfades sind, dann erkennen wir, dass sich eigentlich die ganze Idee der »Objektivität« in völlig subjektiv-objektiven geistigen (ätherischen) Welterfahrungen wie den hier beschriebenen verflüchtigt. Wir kommen zu der Erkenntnis, dass jede Wahrheit und jedes Sein (und jede Polarität) vielseitig ist und immer wieder individuell neu aus unterschiedlichen Perspektiven erlebt werden muss, besonders auf dieser Ebene, wo etwas zu »wissen« bedeutet, es zu werden. Natürlich mag diese Erkenntnis manche Menschen, die an die gewöhnliche, starre Subjekt-Objekt-Sinneswelt gewöhnt sind, unangenehm berühren – dennoch scheint diese Erkenntnis eine zunehmende Notwendigkeit zu sein, um das sich verändernde spirituelle Klima des 21. Jahrhunderts zu navigieren.
David Adams, Ph.D. (ctrarcht@nccn.net), ein pensionierter Kunstgeschichtsprofessor und Waldorfschullehrer in Kalifornien, ist seit 1998 Herausgeber oder Mitherausgeber (und Autor) des internationalen, englischsprachigen ›Art Section Newsletter‹. Er ist außerdem Gründer und Mitglied der Leitungsgruppe des Lightforms Art Center in Hudson, New York.
Zuerst veröffentlicht unter dem Titel »Making Yourself New« in
Being Human, Spring 2018. Vom Autor leicht überarbeitet. Ins Deutsche übertragen von Ulrich Morgenthaler.
Michaelisches Yoga
eine Rezension von David Adams
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